Bericht November 2017 bis November 2018

Nach dem Jubiläumsjahr 2017 war auch 2018 wieder ein äußerst produktives und kulturpolitisch bewegtes Jahr. Die Mitgliederzahl des LAFT Berlin steigt kontinuierlich und liegt derzeit bei annähernd 400 Mitgliedern, bestehend aus Einzelkünstler*innen, Gruppen, Spielstätten und assoziierten Mitgliedern. Es lässt sich feststellen, dass der LAFT Berlin kaum Mitglieder verliert, die Mitglieder scheinen demnach mit den Aktivitäten und dem Angebot des LAFT Berlin zufrieden zu sein.

Aktivitäten des Verbandes

Die ordentlichen Mitgliederversammlungen des LAFT Berlin fanden am 16. April 2018 in der Kantine der Sophiensaele und am 19. November 2018 im Radialsystem V statt.

Mitglieder des Vorstands von November 2017 bis November 2018 sind: Chang Nai Wen, Dagmar Domrös, Reto Kamberger, Nina Klöckner, Sandra Klöss, Daniel Schrader, Martin Stiefermann. Kooptierte Vorstandsmitglieder sind Janina Benduski, Elisa Müller, Nicole Otte und Tina Pfurr.

Für die Bereiche Redaktion und Kommunikation des LAFT Berlin ist Peggy Mädler zuständig, die Mitgliederverwaltung übernimmt Cilgia Gadola.

Vom 16. - 18. März fand die Klausur des LAFT Berlin im Kunstzentrum Ponderosa auf Gut Stolzenhagen statt. Neben dem intensiven Austausch zwischen den Mitarbeiter*innen der unterschiedlichen LAFT-Bereiche (Vorstand, PAP, PAF, u.a.) wurde ein Workshop zum Thema Diversität angeboten. Der LAFT Berlin gibt sich die Selbstverpflichtung, das Thema Diversität in sämtlichen Bereichen voranzubringen.

Am 17.09.2018 fand der 8. Fördersummit des LAFT Berlin im Theaterhaus Mitte statt. Zentrales Thema war die Ausdifferenzierung der Honorauntergrenzen-Empfehlung, es wurden drei thematische Arbeitsgruppen gebildet: 1. Stunden-, Tages- und Wochensätze, 2. Ausdifferenzierung nach Qualifikation und Erfahrung, 3. Verhältnis von HUG und Umsatzsteuer. In diesen Arbeitsgruppen wurden innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Vorschläge erarbeitet, die schließlich auf der Mitgliederversammlung im April 2019 vorgestellt und zur Abstimmung gebracht wurden.

Strategien gegen Rechts - Die Vielen e.V.
Der LAFT Berlin unterzeichnet die Berliner Erklärung der Vielen und verpflichtet sich zu Informationsveranstaltungen, Gesprächen und Aktivitäten mit dem Ziel, einen offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien zu führen sowie Versuche der Rechtsnationalen abzuwehren, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Darüber hinaus verbinden wir uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

Die Tatsache, dass im Berliner Abgeordnetenhaus auch eine Fraktion der AfD vertreten ist, stellt für den LAFT Berlin weiterhin eine kulturpolitische Herausforderung dar. Der LAFT Berlin vermeidet die Diskussion mit der AfD, da diese erfahrungsgemäß nicht an tatsächlicher inhaltlicher Auseinandersetzung interessiert ist, sondern Debatten dazu nutzt, ihr antidemokratisches und diskriminierendes Weltbild zu propagieren. Das Abgeordnetenhaus als Ganzes wird vom LAFT aber weiterhin als zentraler und wichtiger Ansprechpartner gesehen. Daraus können Widersprüche erwachsen, die im Vorstand des LAFT intensiv und transparent diskutiert werden.  

Arbeitsgruppen

Die neu gegründete AG Zeitgenössischer Zirkus will die Wahrnehmung der verschiedenen Spielarten des zeitgenössischen Zirkus vergrößern, den Austausch mit den anderen Sparten voranbringen sowie die Möglichkeit von Förderinstrumenten erweitern. Dabei soll neben dem inhaltlichen auch der ästhetische Austausch nicht zu kurz kommen.

Die AG Internationales hat sich neu gegründet. Arbeitsfelder der AG sind u.a.: Export- und Gastspielförderung durch Kulturverwaltung oder Wirtschaftssenat, Besuch von Veranstaltungen zum Thema Internationales, Visabestimmungen, u.ä. Ein Beispielprojekt für 2018 ist die Teilnahme an der Umfrage zu Creative Europe.

Für die AG Archiv des Freien Theaters wurden 2018 Restmittel bewilligt. Die Arbeitsgruppe arbeitet an der Konzeption eines Berliner Archivs der freien darstellenden Künste, das wiederum Teil einer bundesweiten Initiative ist, ein zeitgemäßes und lebendiges Archiv des Freien Theaters aufzubauen. Dieses bundesweite Vorhaben wird dezentral über konkrete Projekte in den einzelnen Bundesländern entwickelt und soll schließlich über ein schmal dimensioniertes administratives Zentrum auf Bundesebene koordiniert und zusammengeführt werden.

In mehreren Treffen wurde das Archiv-Projekt der Senatsverwaltung vorgestellt, wo es auf großes Interesse stieß.

Die Mitglieder der AG Diversität und Antidiskriminierung haben sich zunächst über den Begriff der Diversität verständigt und daraus eine Selbstbeschreibung der AG entwickelt. Der Findungsprozess ging mit einem Sensibilisierungsprozess einher, in diesem Zusammenhang fand auch ein Workshop mit dem Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung  bei der Klausur des LAFT Berlin statt. Außerdem versucht die AG, weitere Partner*innen und Mitstreiter*innen anzusprechen, um auch gruppenintern divers aufgestellt zu sein.

Die AG gibt u.a. Feedback zu den Stellenausschreibungen vom PAP Berlin und PAF Berlin, hier gilt es zum einen, für den Wunsch nach mehr Diversität im LAFT Berlin eine gute Formulierung zu finden. Zum anderen sucht die AG aber auch nach neuen Jobbörsen, um die Ausschreibungen möglichst breit zu streuen und verschiedene Bewerber*innengruppen zu erreichen.

Kulturpolitik

Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Der LAFT Berlin hat sich auch im Jahre 2018 zu regelmäßigen Joursfixes mit der Senatsverwaltung für Kultur getroffen. Im kontinuierlichen Austausch mit den Mitarbeiter*innen der Kulturverwaltung macht der LAFT Berlin z.B. Vorschläge für Jurybesetzungen, er erarbeitet Vorschläge zur Verbesserung von Verwaltungsvorgängen, er ist aber auch umgekehrt für die Kulturverwaltung ein verlässlicher Ansprechpartner aus der Szene.

Im Zuge der Umsetzung der Neuen Verwaltungsvorschriften fanden Informationsveranstaltungen und -versände statt, die von den LAFT Mitgliedern auf hohes Interesse stießen. Bei der Ausarbeitung und der Kommunikation der neuen Förderprogramme in die Szene stand der LAFT in beratendem und auch kritischen Austausch mit der Kulturverwaltung. 

Haushalt Berlin
Im Laufe des Jahres 2018 wurden bereits Forderungen gesammelt, die dem Senat Anfang des Jahres 2019 als Haushaltsanmeldungen für den Doppelhaushalt 2020/21 eingereicht werden sollen. Darunter befinden sich:

- Projektfonds interkulturelle Projekte

- Kulturaustausch und Distributionsförderung

- Neue (und alte) Kinder- und Jugendtheaterförderungen

- Erhöhung der Honoraruntergrenze in den Projektfördertöpfen

- Ausstattung der Konzeptförderung

- Aufstockung Kofinanzierung EFRE und ESF

- Vermittlungsfonds

- Kritik der HKF Regelförderung

- Förderprogramm zur künstlerischen Forschung

- Investitionsfonds kulturelle Infrastruktur

- Aufstockung des Bezirkskulturfonds

- Archiv des Freien Theaters

BezirkskulturpolitikNeben dem kontinuierlichen Austausch mit der Kulturverwaltung auf Landesebene bringt sich der LAFT Berlin zunehmend auch in die Bezirkskulturpolitik ein. In den Themenfeldern Förderung, Räume für kulturelle Nutzung, u.ä. hat sich der LAFT Berlin mit mehreren Bezirkskulturämtern  getroffen, um Interessen abzugleichen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Zusammenarbeit des LAFT mit kulturpolitischen Gremien

Koalition der freien Szene
Für die Koalition der freien Szene war 2018 ein Jahr des Umbruchs, da die zwei langjährigen Sprecher*innen Wibke Behrens und Christophe Knoch ihre Funktion niederlegten. Am 20.März 2018 fand eine Klausur der Koalition statt, auf der die Arbeit der letzten Jahre reflektiert wurde. Das Ziel, die Gelder aus der City Tax zu 100% für die Kultur zu erkämpfen, wurde nicht erreicht. Der 11- Punkte-Plan wurde im Zuge der Klausur überarbeitet bzw. auf drei Kernthemen reduziert.

Es besteht der Wunsch, die Verbände stärker einzubeziehen, indem sie einen Dachverband für die Koalition gründen. Dies auch im Hinblick darauf, künftig als Antragsteller fungieren zu können. Es wird diskutiert, neben der Kulturverwaltung auch die Abgeordneten stärker als Dialogpartner*innen einzubinden.

Der LAFT Berlin war im Jahre 2018 nicht mit einer festen Vertreter*in in der Koalition der freien Szene vertreten, stattdessen haben die Vorstandsmitglieder abwechselnd an den Sitzungen des Sprecher*innenkreises teilgenommen. Der LAFT Berlin wird jedoch in naher Zukunft wieder eine langfristige Vertreter*in in den Sprecherkreis der KdfSz entsenden.

BFDK – Bundesverband freie darstellende Künste
Vom 12. bis 14. März 2018 fand die Klausur und Delegiertenversammlung des Bundesverbandes freie darstellende Künste statt. In vielen Landesverbänden gibt es starke positive Entwicklungen, die Mitgliederzahlen steigen kontinuierlich. Im Juni 2018 wurde die European Association of Independent Performing Arts als europäischer Dachverband gegründet.

Am 1. November 2018 fand die Delegiertenkonferenz des BFDK statt. Es wurde beschlossen, dass der nächste Bundeskongress des BFDK 2020 in Berlin im HAU stattfinden soll. Bereits im Herbst 2019 findet das nächste Bundesforum statt.

Nicht zuletzt wurde im Jahr 2018 die Website des BFDK überarbeitet.

Raumkoordination / AKR
Die Raumkoordination des LAFT Berlin (RKDK) setzt sich kontinuierlich für die Sicherung und den Ausbau räumlicher Infrastruktur für künstlerisches Arbeiten ein. In 2018 war diese Arbeit geprägt durch die Neustrukturierung des spartenübergreifenden Arbeitskreises Räume (AKR). Der AKR wird von der bisherigen geförderten Struktur in ein ehrenamtliches Modell überführt. Die Neustrukturierung soll in einem partizipativen Prozess zwischen Verwaltung und freier Szene erarbeitet werden.

Die Raumkoordination war maßgeblich an der Weiterentwicklung von Räumen zur künstlerischen Nutzung beteiligt, so z.B. Objekte in der Grabbeallee, der Teilestraße, der Prenzlauer Allee, der Schnellerstraße und dem ehemaligen Stummfilmkino Delphi. Im Fokus der Arbeit der RKDK steht zudem die Entwicklung unterschiedlicher Betreiber*innen-konzepte, um einer Monopolstellung von nur wenigen Betreibern entgegen zu wirken.  

Runder Tisch Kinder und Jugendtheater
2018 wurde eine Evaluation und Potentialanalyse der Kinder- und Jugendtheater in Berlin durchgeführt, die von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur in Auftrag gegeben wurde. Ziel war es, die bestehenden Angebote sowie Defizite zu benennen, um in der Folge die Kinder- und Jugendtheater in Berlin mit höheren Fördermitteln zu stärken. Die breit angelegte Studie umfasst u.a. eine quantitative Untersuchung der Berliner Ki-Ju-Theater, Einblicke in die künstlerische Praxis sowie drei mögliche Förderszenarien für die Zukunft der Sparte.

Die Evaluation gelangt zu der Erkenntnis, dass sich sehr viele Spielorte, Gruppen sowie Einzelkünstler*innen der Sparte Kinder- und Jugendtheater in einer prekären Arbeitssituation befinden und deutlich höherer Fördermittel bedürfen. Der LAFT Berlin wird die Umsetzung der Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen, die sich aus der Analyse ergeben, begleiten.

Rat für die Künste
Der Rat für die Künste nutzte die Ratssitzung vom 05. März 2018, um sein Selbstverständnis zu erneuern und programmatisch über Ziele/Utopien nachzudenken, für die sich der Rat in seiner nächsten Periode einsetzen wird.

Im September 2018 fand die Wahl für den Rat der Künste statt. Die neue Besetzung ist sehr engagiert. Elisa Müller (kooptiertes Vorstandsmitgied des LAFT Berlin) wurde mit hoher Stimmenzahl wiedergewählt. Sie wird sich auch in Zukunft für die Interessen der freien darstellenden Künste im Rat einsetzen.

Projekte des LAFT

PAP – Performing Arts Programm
Das Performing Arts Programm feierte im Juli 2018 sein 5-jähriges Bestehen. An dieser Feier nahm nicht nur das bestehende PAP-Team teil sondern auch ehemalige begleitende Vorstände, Mitstreiter*innen und Unterstützer*innen aus den gesamten 5 Jahren.

Ab Februar 2018 ist Björn Szesni neuer Büroleiter des PAP.

Information Beratung Qualifizierung
Am 25. Mai 2018 fand in der Lettretage ein Fachtag zum Thema “Freies Arbeiten – Modelle, Strukturen und Zukunft“ statt. Der Fachtag beleuchtet unterschiedliche Arbeitsweisen und Modelle sowohl in Hinblick auf Kommunikationsstrukturen, Entscheidungsprozesse und künstlerische Rückkoppelungen als auch in Bezug auf die rechtlichen Grundlagen dieser Modelle. Verschiedene Künstler*innen- und Produktions-Kollektive sowie Spielstätten der freien Szene haben ihre Arbeitsmodelle vorgestellt. Was kann freies Arbeiten, Produzieren, Schaffen alles heißen und welche Rahmenbedingungen braucht es für neue Formen?

Publikumsgenerierung und Vermittlung
Im Bereich Publikumsgenerierung und Vermittlung fand am 12. Oktober 2018 ein Fachtag im STATE Studio statt. Er stand unter dem Motto “Zwischen Publikum und Bühne: (Neue) Vermittlungsformate für die freie Szene“.

Im Rahmen dieses Fachtages wurde das Handbuch „Neue Vermittlungsformate für die Darstellenden Künste“ vorgestellt. Mit Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Kunstvermittler*innen und Spielstätten-Mitarbeiter*innen wurde über die darin vorgestellten experimentellen Formate und Konzepte der Kunstvermittlung diskutiert. Das Handbuch stieß in der gesamte Szene und insbesondere bei Studierenden der Theaterpädagogik auf großes Interesse.

Netzwerk, Wissenstransfer und Kooperationen
Vom 08. bis zum 10. November 2018 fand der sechste Branchentreff der freien darstellenden Künste Berlin im Theaterdiscounter statt, zum ersten Mal unter der neuen Leitung von Christina Zintl. Motto des Branchentreffs war URTEIL MACHT TEILHABE. Mit einem vielseitigen Programm und großer Beteiligung unterschiedlicher Akteur*innen der freien darstellenden Künste konnte der Branchentreff 2018 an die erfolgreichen Ausgaben der vergangenen Jahre anknüpfen. Mit über 470 Teilnehmenden wurden alle verfügbaren Plätze vergeben. Wir freuen uns sehr, dass die 99 Referent*innen und Workshopleiter*innen die Internationalität und Diversität der freien Szene Berlins repräsentierten und mehr als zwei Drittel der Referent*innen Frauen waren.

Distribution und Marketing
Der Fachtag des Moduls DM fand am 27./28. September in Barcelona und Terrassa in Form eines  Expert*innentreffens statt. Das zweitätige International Meeting of Independent Performing Arts Producers wurde in Kooperation mit dem Dachverband Tanz und dem Katalanischen Institut für Kulturwirtschaft (ICEC) durchgeführt.

Teilnehmer*innen waren Expert*innen in den Feldern Produktion, Distribution und Touring. Es wurden unterschiedliche Arbeitsmodelle und das Berufsfeld „Produzent*in“ diskutiert. Darüberhinaus galt es, die lokale Performing Arts Szene zu entdecken und das TNT-Festival in exklusiver Begleitung zu erleben.

PAF – Performing Arts Festival
Vom 5. bis 10. Juni 2018 fand bereits zum dritten Mal das dezentrale Performing Arts Festival – PAF statt. Auf über 60 Bühnen und Spielstätten in der gesamten Stadt fanden über 150 Vorstellungen statt. Somit waren 2018 noch ca. 30 Produktionen mehr zu sehen als im Vorjahr. Das diesjährige Festivalzentrum war im Aquarium in Kreuzberg, wo wie gewohnt ein reichhaltiges Begleitprogramm angeboten wurde.

Neues Feature des PAF 2018 war der Festival Blog: Studierende der Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin nahmen die Produktionen und das Rahmenprogramm des Festivals neugierig und kritisch unter die Lupe.

Die hervorragenden Besucherzahlen und ein starkes Presseecho machen deutlich, dass sich das PAF zu einem der wichtigsten Termine des Berliner Theaterjahres entwickelt hat!

Für das PAF 2019 wurde die Künstlerische Leitung neu ausgeschrieben. Der LAFT Berlin freut sich sehr darüber, dass ab 2019 Sarah Israel das Performing Arts Festival künstlerisch leiten wird.