Der LAFT Berlin blickt 2017 auf ein höchst erfolgreiches, produktives und kulturpolitisch bewegtes Jahr mit vielen bewährten und neuen Veranstaltungsformaten zurück.
Zudem war 2017 ein Jubiläumsjahr: Der LAFT Berlin ist 10 Jahre alt geworden. Wir freuen uns darüber, dass der Verband auch 2017 wieder einen Zuwachs an Mitgliedern vermelden kann, derzeit haben wir 356 Mitglieder, bestehend aus Einzelkünstler*innen, Künstler*innengruppen, Spielstätten oder assoziierten Mitgliedern wie z.B. Berliner Stadttheatern.
Kulturpolitische Arbeit
Der LAFT Berlin ist für Berlins Kulturpolitik ein wichtiger Impulsgeber und arbeitet in zahlreichen Berliner und bundesweiten Initiativen mit, wie z.B. der Koalition der Freien Szene, dem Rat für die Künste, und dem Bundesverband Darstellende Kunst.
Haushalt Berlin: Mit Beginn des Jahres 2017 haben wir die kulturpolitische Arbeit mit dem sich im Herbst 2016 konstituierten rot-rot-grünen Senat begonnen. Der Haushalt für den kommenden Doppelhaushalt 2018/19 ist nun veröffentlicht. In vielen Punkten können wir Erfolge für die Freie Szene verbuchen. Der LAFT Berlin freut sich insbesondere, dass die Projektmittel für die Darstellenden Künste um über 1 Million Euro erhöht werden sollen. Allerdings stellt dieser Förderbereich nur eine der beiden wichtigen Säulen der Förderstruktur in den freien darstellenden Künsten dar. Ebenso dringend ist eine entsprechende Aufstockung der mehrjährigen Förderungen, die erst zum Doppelhaushalt 2020/21 neu vergeben werden und die uns daher in den kommenden zwei Jahren intensiv beschäftigen werden.
Positiv zu bewerten ist auch, dass mit dem sogenannten Festivalfonds als Ergänzung zur bestehenden spartenoffenen Förderung eine Forderung umgesetzt worden ist, die auch der LAFT Berlin und die Koalition der Freien Szene vertreten haben.
Wir begrüßen zudem die Erhöhungen im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters. Diese zusätzlichen Mittel stellen einen wesentlichen Schritt zur Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen dar. Wir sind gespannt auf die Pläne zur Vergabe dieser Mittel und auf die Fortsetzung des Dialogs mit der Kultursenatsverwaltung, der kulturpolitischen Sprecher*innen und dem Berliner Arbeitskreis der Kinder- und Jugendtheater sowie mit der AG Runder Tisch der freien Kinder- und Jugendtheater des LAFT Berlin über Bedarfe und Entwicklungsmöglichkeiten der Szene.??
Strategien gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus: Eine weitere wesentliche Herausforderung in der kulturpolitischen Arbeit 2017 stellte die veränderte politische Situation dar: In Berlin ist seit 2016 auch eine Fraktion der AFD im Abgeordnetenhaus vertreten. Das Erstarken von rechtspopulistischen Positionen in Politik und Gesellschaft fordert unsere klare Positionierung und Handlungsinitiative heraus, auch in unserer Funktion als Kunst- und Kulturschaffende. Der LAFT Berlin setzt für eine offene, diskriminierungsfreie und demokratische Gesellschaft und damit auch Kunst-und Kulturlandschaft ein. In 2017 haben wir dazu mehrere Veranstaltungen durchgeführt, wie z.B. im Februar den Arbeitstag „Strategien gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus“, und darüber hinaus in diversen politischen Diskussionen Stellung bezogen.
Allgemeine Anweisungen / Verwaltungsvorschrift: Im vergangenen Jahr wurde die Allgemeine Anweisung zur Förderung von privatrechtlich organisierten Theatern und Theater-/Tanzgruppen in Berlin in einem partizipativen Prozess mit Vertreter*innen der Kulturszene, u. a. auch mit dem LAFT Berlin, überarbeitet. Ein großer Erfolg ist die Neueinrichtung einer 4-jährige Förderung, maßgeschneidert für freie Gruppen und Einzelkünstler*innen.
Bundesebene: Wir freuen uns, dass sich der Bundesverband Freie Darstellende Künste der Initiative des LAFT Berlin angeschlossen hat und auf seiner Delegiertenversammlung im März eine Erhöhung der empfohlenen Honoraruntergrenzen auf monatlich 2.300 Euro beziehungsweise 2.660 Euro für Akteur*innen, die sich nicht über die Künstlersozialkasse versichern können, beschlossen hat. Darüber hinaus wurde im Juni eine Allianz der Freien Künste ins Leben gerufen, die ähnlich der Berliner Koalition der Freien Szene einen Zusammenschluss aller Sparten der freien Künste auf Bundesebene darstellt. Und nicht zuletzt wirkten auch zahlreiche Vertreter*innen des LAFT Berlin aktiv bei der Gestaltung des ersten Bundesforums mit, auf dem im November erstmals zur Situation der Darstellenden Künste bezüglich der Förderstrukturen bundesweit beraten wurde.
Aktivitäten und Projekte des LAFT Berlin
Mitgliederversammlungen und Vorstand: Unsere beiden Mitgliederversammlungen haben im Mai im Theater o.N. und im November im Dock 11/ Eden***** stattgefunden. Auf der Versammlung im November wurde folgender Vorstand gewählt: Dagmar Domrös, Reto Kamberger, Sandra Klöss, Nina Klöckner, Daniel Schrader, Martin Stiefermann und Chang Nai Wen. Kooptierte Mitglieder sind Janina Benduski, Elisa Müller, Tina Pfurr (seit 4. Dezember 2017) und Nicole Otte (seit Februar 2017)
Raumkoordination: Die Raumkoordination der freien darstellenden Künste des LAFT Berlin (RKDK) setzt sich kontinuierlich für die Sicherung und den Ausbau räumlicher Infrastruktur für künstlerisches Arbeiten ein. 2017 wurden verschiedene Workshops und Infoveranstaltungen durchgeführt, u.a. zu den Themen „Betreiber*innenschaft neuer Arbeitsräume“ (Juni 2017) und „Evaluation des Bestandsoptimierungsprogramms“ (November 2016). Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung neuer Arbeitsraumstandorte konnte die RKDK zudem, gemeinsam mit dem Arbeitskreis Räume der KdFS, zahlreichen Künstler*innen eine Zwischennutzung in der ehemaligen australischen Botschaft in der Grabbeallee vermitteln. Für das nächste Jahr ist die Eröffnung von bis zu drei Arbeitsraumstandorten geplant, für die die Raumkoordination mehrere Arbeits- und Proberäume entwickelt.
Fliegender Stammtisch: Der Fliegende Stammtisch ist ein Begegnungsformat für Mitglieder und alle Menschen, die den LAFT näher kennen lernen wollen. In 2017 fand der erste im April im Theater o.N, der zweite im September mit Grillaktion in den Uferstudios, und der dritte im Dezember im K-Salon mit gemeinschaftlichen Plätzchenbacken statt.
AG Förderstrukturen und Fördersummits: Auf den Fördersummits des LAFT Berlin entstehen die Positionen des Verbandes zum Fördersystem. 2017 fand im April der 6. Fördersummit zur Frage „Was fehlt immer noch an Förderinstrumenten?“ statt und im Oktober ging es beim 7. Fördersummit um das Thema "Jurys".
Berlin Diagonale: Die Berlin Diagonale ist eine Präsentationsplattform für die Künstler*innen Berlins. 2017 gab es 2 Ausgaben, im April 2017 beim "Augenblick mal!"-Festival und im Juni ein „Show Case-Format“ beim Performing Arts Festival.
Bundesweite Kooperationen: Im April 2017 fuhr der LAFT Berlin erstmalig als Kooperationspartner zum Festival "6 Tage frei" nach Stuttgart: Das Performing Arts Festival kooperierte beim Städtelabor und zudem wurde öffentlich diskutiert: Welche Festivals braucht die freie Szene? Ebenso im April kooperierte der LAFT Berlin erneut mit dem Festival "Hauptsache frei!" in Hamburg: Neben Beteiligung an Infoveranstaltungen, Podien und einem Verwaltungsaustausch haben wir diesmal auch unseren Fliegenden Stammtisch mit eingebracht.
PAF - Performing Arts Festival
Im Juni 2017 fand die zweite Ausgabe des Performing Arts Festivals statt. Wir freuen uns gemeinsam mit den vier kooperierenden Spielstätten Ballhaus Ost, HAU Hebbel am Ufer, Sophiensæle und Theaterdiscounter und dem Festivalteam, dass es auch in diesem Jahr ein Programm mit über 120 Inszenierungen an über 60 Spielstätten gab. Aus allen Sparten waren Künstler*innen beteiligt, neu war dieses Jahr die Einrichtung eines Festivalzentrums in der Alten Münze, in dem zahlreiche Begleitformate zu Begegnung, Dialog und Kennenlernen stattfanden. Die zweite Ausgabe des Festivals war mit Fachbesucher*innen aus 16 Ländern und über 11.000 Zuschauer*innen ein voller Erfolg! Auch die Presse zeigte sich begeistert. Das berlinweite Festival verleiht nun schon im zweiten Jahr den in der Freien Szene entwickelten aufregenden künstlerischen Positionen jenseits der Stadt- und Staatstheater eine größere Sichtbarkeit und vermittelt darüber hinaus die beeindruckende Vielfalt und Diversität der Szene an eine breite Öffentlichkeit. Bereits jetzt laden wir herzlich ein zum PAF 2018 vom 5 bis 10. Juni 2018 - Save The Date!
PAP - Performing Arts Programm
Das Performing Arts Programm startete im Bereich Beratung & Qualifizierung bereits im März mit einem Fachtag zum Thema „Gut beraten?! Selbstermächtigtes Handeln vermitteln!“ und versammelte und vernetzte in Kooperation mit der Lettrétage Berlin, SMartDE, dem Kulturwerk des BBK und dem Tanzbüro erstmals Berliner Akteur*innen aus Beratung, Aus- und Weiterbildung in den freien Künsten. Neben den bewährten Einzelberatungen und Workshops haben wir viele neue Sonderformate, wie zum Beispiel den ersten Public-Exchange des Digi-Triple, etablieren können. Auch die Mentoringprogramme für Nachwuchs und für Fortgeschrittene sowie für den Bereich Musik/Musiktheater konnten in vollem Umfang fortgesetzt werden.
Als Schnittstelle zu potentiellen Abnehmer*innen erhöhte das Performing Arts Programm im Bereich Distribution & Marketing auch 2017 die (inter)nationale Sichtbarkeit der Szene und betreute zahlreiche Fachbesuche und Kontaktanfragen. Die bereits zweite Auflage der Informationsbroschüre „Independent Performing Arts Made in Berlin“ bietet seit Oktober 2017 einen aktualisierten Überblick über die freie Szene Berlins. Und ein erster Fachtag zum Thema „Internationale Distribution“ in Kooperation mit dem Dachverband Tanz Deutschland beendet im Dezember das Jahr 2017.
Im Bereich Netzwerk, Wissenstransfer & Kooperationen haben wir neben den zwei Fachtagen „Kunst-Förderung vs. Kreativwirtschafts-Förderung“ und „Landlust – Theater in regionalen Zusammenhängen“ auch die Performersion als Workshop-Format für Akteur*innen der Digitalkultur und der freien Performing Arts bei der re:publica 2017 fortgesetzt. Die Proberaumplattform wächst weiter und bietet detaillierte Informationen zu inzwischen über 160 Proberäumen in Berlin. Seit Januar 2017 besuchen die Proberaumplattform und deren Nutzer*innen beim neuen Format „Proberaum Café“ einzelne Proberäume, lernen die Betreiber*innen kennen und können sich direkt vor Ort ihre Fragen beantworten lassen. Im Oktober 2017 fand der fünfte Branchentreff im HAU Hebbel am Ufer unter dem Motto Bühne | Affekte | Politik statt: Welche Rolle spielen sie in krisenhaften politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch in aktuellen ästhetischen Strömungen der Performing Arts? Mit über 500 Besucher*innen war der Branchentreff ein voller Erfolg: Kulturpolitische Diskussionen, Workshops und Vorträge setzten Impulse für die zukünftige Arbeit.
Regelmäßig entsteht weiterhin im Bereich Publikumsgenerierung & Vermittlung das monatliche Programm von Theaterscoutings Berlin mit bis zu 20 Vermittlungsangeboten im Monat an über 30 Partner-Spielstätten. Acht neu entwickelte Vermittlungs-Formate wurden 2017 erstmals getestet und weiterentwickelt, um im kommenden Jahr in einem Handbuch der Szene zur Verfügung gestellt zu werden. Zielgruppenspezifische Angebote richten sich u.a. gezielt an Lehrer*innen und Schulen und ermutigen diese, auch die freie Szene zu besuchen. Und der Fachtag „Kunstvermittlung im Widerspruch: Zwischen Marketing und Publikumsdramaturgie“ im November wurde von über 100 Vermittlungs-Interessierten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum besucht.
Ausblick 2018
Der LAFT Berlin hat sich auch für 2018 wieder viel vorgenommen. Unter anderem werden wir im nächsten Jahr eine gründliche und ausführliche Evaluierung mit der Senatsverwaltung bezüglich der Fördersysteme und Jurymodelle durchführen. Wir freuen uns auf neue gemeinsame Erkenntnisse und zukunftsweisende Handlungsimpulse!
Zudem wünschen wir uns für 2018 noch mehr Mitglieder und weiterhin so viele engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen aus Politik und Kunst, ohne die die Arbeit des LAFT nicht so erfolgreich sein könnte.